Wechselbad der Gefühle – Das breite Spektrum unserer Emotionen

 

Jeder Augenblick unseres Lebens wird von verschiedensten Gefühlen und Emotionen – mal positiver, mal negativer Natur – begleitet. Doch in welcher Wechselwirkung stehen sie eigentlich zu unserer (psychischen) Gesundheit?

Freude, Trauer, Angst oder Liebe – wir alle erleben tagtäglich diverse Gefühle und Emotionen, die wir auf unterschiedliche Art und Weise zum Ausdruck bringen. Anhand der Gestik, Mimik, unserer Worte und unserer Körperhaltung teilen wir unser aktuelles Befinden mit, reagieren durch diese aber auch auf die Gefühlswelt unserer Mitmenschen.1 Doch wie genau lassen sich Emotionen im wissenschaftlichen Sinne beschreiben?

Die Welt der Gefühle als Lernprozess

Der Begriff Emotionen wird häufig synonym zum Terminus Gefühle gebraucht. Und obwohl im Grunde beide Wörter dasselbe ausdrücken und demnach gleichbedeutend sind, so gibt es dennoch einen Unterschied: Das Gefühl an sich bezieht sich nämlich auf individuelle Bewertungen von Eindrücken, die in anderen Personen eben auch andere Gefühle hervorrufen können.2 Es handelt sich damit um eine subjektive Bewertung eines Erlebnisses, die emotionaler Art wie beispielsweise bei Panik oder nicht emotionaler Art wie bei der Müdigkeit sein kann. Emotionen an sich bilden damit eine Überkategorie, sind unbewusste Größen, die wir sodann als Gefühle wahrnehmen.3

Unterschieden wird im Generellen zwischen 6 verschiedenen Basisemotionen, nämlich Wut und Ärger, Trauer, Angst, Ekel, Schuld sowie Freude bzw. Lust. Im Laufe des Lebens differenzieren sich diese weiter aus und neue, komplexere Gefühle wie beispielsweise Scham werden ausgebildet, weswegen das umfangreiche Gefühlsspektrum genauso als Lernprozess zu verstehen ist.4

Auch das Hineinversetzen in die Gefühlswelt unserer Mitmenschen – Empathie – stellt eine Fähigkeit dar, die erst angeeignet werden muss. Sie ermöglicht es uns, die Gedanken und Gefühle anderer nachvollziehen beziehungsweise sie uns vorstellen zu können. Wichtig dabei ist es jedoch, sich von den Gefühlen anderer gleichermaßen abzugrenzen und dabei die eigenen, aktuellen Empfindungen wieder in den Vordergrund zu stellen, damit die Emotionen unserer Mitmenschen nicht auch in uns selbst überhandnehmen.5

Wie stehen Gefühle und Gedanken nun mit unserer Psyche im Zusammenhang?

Emotionen, Gefühle und Gedanken sind ein Indikator dafür, wie es um die psychische Verfassung beschaffen ist. Auch der Körper setzt Mechanismen in Gang, die das seelische Befinden und damit eventuell verborgene Empfindungen greifbar machen.6 Vor allem in der Psychosomatik7 steht genau dieser Umstand im Vordergrund, denn dabei geht man davon aus, dass (verdrängte) psychische Belastungen auf den Körper einwirken und verschiedenste Symptome wie beispielsweise Rücken- oder Bauchschmerzen, anhaltende Übelkeit sowie Schwindel und vieles mehr auslösen. Deswegen gilt es dabei auch, die seelischen Belastungen und die mit ihnen verbundenen Gefühle zu ergründen, damit körperliche Beschwerden gelindert werden können.

Neben den verdrängten Emotionen, die auf unseren Körper einwirken, können wir mithilfe unserer Gedanken und Gefühle genauso bestimmte Mechanismen in unserem Körper zum Teil steuern. Deutlich zum Ausdruck kommt dies beim medizinisch anerkannten Placebo-Effekt, der durch die Erwartungshaltung, die wir Menschen gegenüber gewissen Dingen haben, zum Tragen kommt. So ist bekannt, dass beispielsweise der Glaube an die Wirksamkeit eines Medikaments oder einer medizinischen Behandlung sowie die positive Einstellung dazu ausreichend sind, um wieder (schneller) gesund zu werden.8 Natürlich verhält es sich so auch umgekehrt beim Nocebo-Effekt – man geht davon aus, dass eine Behandlung Schaden nimmt, was der Genesung abträglich sein kann.9 Diese Beispiele zeigen deutlich den großen Einfluss unserer positiven bzw. negativen Gedankenwelt sowie unserer individuellen Gefühle auf innerkörperliche Vorgänge.

Und natürlich ist anhaltender Stress ein negativer Indikator für die Aufrechterhaltung der psychischen und körperlichen Gesundheit. Das Gefühl, Anforderungen nicht standhalten zu können, begünstigt ungesunde Lebensweisen hinsichtlich schlechte Ernährung, Verstärkung von Süchten oder weniger Schlaf, was nicht nur Auswirkungen auf den Körper hat, sondern auch psychische Erkrankungen wie Depressionen begünstigt.10

Deswegen ist es unabdingbar, sich bewusst mit der Gefühls- und Gedankenwelt auseinanderzusetzen und ein adäquates ‚Gefühlsmanagement‘ zu betreiben, damit vor allem negative Emotionen nicht überhandnehmen und so dem Körper und der Psyche schaden.

Unsere komplexe Gefühlswelt bewältigen

Um mit Gefühlen und tieferliegenden Emotionen richtig umzugehen, können einige Tipps und Tricks als Orientierungshilfen berücksichtigt werden:11

  • Eine Neubewertung von Ereignissen vornehmen
    Wenn eine Situation sehr aufwühlend wirkt und die Gefühle Achterbahn fahren, dann kann es hilfreich sein, das Erlebnis genauer zu betrachten sowie rational zu ergründen, warum gewisse Gefühle ausgelöst werden, und dann eine Neubewertung des Ereignisses vorzunehmen. Im Zuge dessen können dann Problemlösungsstrategien entwickelt werden.
  • Akzeptanz als wichtiger Faktor
    Auch wenn nicht alles tatenlos hingenommen werden sollte, so kann mehr Gelassenheit für Situationen, welche nicht geändert werden können, dabei helfen, das Gefühlschaos zu reduzieren.
  • Gefühle zum Ausdruck bringen
    Es ist von großer Wichtigkeit, Gefühlen freien Lauf zu lassen und sie nicht zu unterdrücken. Wenn man sich mit den Emotionen nicht auseinandersetzt, könnte dies langfristig negative Folgen für Körper und Psyche nach sich ziehen.
  • Sich in Abgrenzung üben
    Man sollte nicht zulassen, dass sich die Gefühlswelt anderer auf die eigene überträgt und damit die Grenzen verschwimmen. Hierbei ist es ratsam, zu hinterfragen, was man eigentlich selbst fühlt.
  • Vermeidung von nicht hilfreichen Strategien zur Gefühlsbewältigung
    Wird man sich dessen bewusst, dass auch negative Emotionen und Gefühle normal sind, und lernt man, mit diesen umzugehen, dann können negative Gewohnheiten als vermeintlicher Ausgleich wie beispielsweise übermäßiger Tabak- und Alkoholkonsum vermieden werden.
  • Entspannungstechniken und ausreichend Sport tun gut
    Die richtige Atmung oder Achtsamkeitsübungen entspannen Körper und Geist, aber auch aufwühlende Empfindungen können durch gezieltes Training reduziert werden. Zudem helfen Sport und ausreichend Bewegung, kreisende Gedanken, welche von verschiedensten Gefühlen begleitet werden, zu reduzieren.

Die breite Palette an positiven und negativen Gefühlen beeinflusst unsere aktuelle Stimmung immens. Damit ein angemessener Umgang mit Emotionen und in weiterer Folge verschiedensten Gefühlen gepflegt wird, sollten einige Mechanismen zur entsprechenden Verarbeitung erlernt und trainiert werden, wodurch unser Gefühlshaushalt nicht nachhaltig Einfluss auf Körper und Psyche nimmt. Und wenn Emotionen tiefer liegen, nicht ergründet werden können, aber unbedingt einer Reflexion und Verarbeitung bedürfen, so sollte man sich nicht davor scheuen, sich neben den Vertrauten ebenso Professionalist*innen mitzuteilen, denn gemeinsam mit ihnen können Lösungswege und Strategien erarbeitet werden, die zu einer Regulierung der Gefühle beitragen.

 


1 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Die Welt der Emotionen. Zuletzt aktualisiert am 06.08.2019.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/gesundheit/emotionen [Stand: 03.05.2021].

2 Vgl. Vaas, Rüdiger: Emotionen. In: spektrum.de.
URL: https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/emotionen/3405 [Stand: 03.05.2021].

3 Vgl. o.A.: Was sind Emotionen? In: BR.de. Veröffentlicht am 02.11.2016.
URL: https://www.br.de/telekolleg/faecher/psychologie/motivation-emotion102.html [Stand: 03.05.2021].

4 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Die Welt der Emotionen.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/gesundheit/emotionen [Stand: 03.05.2021].

5 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Die Welt der Emotionen.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/gesundheit/emotionen [Stand: 03.05.2021].

6 Vgl. o.A.: Der Einfluss von Gedanken und Gefühlen auf die Gesundheit. In: wissenschaft.de. Veröffentlicht am 28.02.2019.
URL: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/der-einfluss-von-gedanken-und-gefuehlen-auf-die-gesundheit/ [Stand: 03.05.2021].

7 Siehe mehr dazu unser Blogbeitrag vom 17.03. Wenn Körper und Seele aus dem Gleichgewicht geraten »».

8 Vgl. o.A.: Der Einfluss von Gedanken und Gefühlen auf die Gesundheit.
URL: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/der-einfluss-von-gedanken-und-gefuehlen-auf-die-gesundheit/ [Stand: 03.05.2021].

9 Vgl. o.A.: Der Einfluss von Gedanken und Gefühlen auf die Gesundheit.
URL: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/der-einfluss-von-gedanken-und-gefuehlen-auf-die-gesundheit/ [Stand: 03.05.2021].

10 Vgl. o.A.: Der Einfluss von Gedanken und Gefühlen auf die Gesundheit.
URL: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/der-einfluss-von-gedanken-und-gefuehlen-auf-die-gesundheit/ [Stand: 03.05.2021].

11 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Tipps zum Umgang mit Gefühlen. Zuletzt aktualisiert am 25.09.2020.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/praevention/tipps-umgang-gefuehle [Stand: 05.05.2021].

Bildhinweis: Adobe Stock

Veröffentlicht am: 09.06.2021