Nagende Eifersucht – Der richtige Umgang mit einer unerwünschten Emotion

 

Wir alle empfinden hin und wieder Eifersucht, und daran ist auch nichts verwerflich, handelt es sich doch um eine grundlegende Emotion. Doch wenn diese schließlich zur Belastung in Beziehungen oder Freundschaften wird und zu interfamiliären Konflikten führt, ist Handlungsbedarf notwendig.

Ein stechendes Gefühl in der Bauchgegend ist deutlich wahrnehmbar, das Gedankenkarussell nimmt Fahrt auf, wir empfinden Wut und werden gleichzeitig von Verlustängsten gequält – genau so wird Eifersucht spürbar. Diese Gefühlsregung wird als eher negative menschliche Eigenschaft eingestuft, denn eifersüchtige Menschen leiden scheinbar unter Minderwertigkeitsgefühlen und zweifeln an sich selbst.1

Doch aus evolutionsbiologischer Sicht ist sie eine ganz normale Empfindung, denn „Eifersucht ist uns in die Gene geschrieben“2, wie die deutsche Psychologin Felicitas Heyne erklärt. Demnach stellen Männer seit jeher durch das ‚Wachen‘ über die Partnerin sicher, dass der Nachwuchs auch der eigene ist, während Frauen den Partner an sich binden wollen, um das gemeinsame Kind nicht alleine großziehen zu müssen. Eifersucht entsteht folglich dann, wenn ebendiese Intentionen bzw. Wünsche nicht erfüllt werden – man empfindet Angst, jemanden zu verlieren.3

Ein gewisses Maß an Eifersucht ist erwünscht

Wie bereits angedeutet ist das Gefühl der Eifersucht vor allem in Partnerschaften verbreitet, doch in einer leichten Ausprägung auch erwünscht, wie Heyne meint. Der in Mannheim tätige Psychotherapeut Rolf Merkle führt dazu weiter wie folgt aus: Erlebe man, wie die/der Partner*in auch vom jeweils anderen Geschlecht beachtet bzw. als attraktiv empfunden werde, könne dies die/den Partner*in für einen selbst wieder interessanter machen. Und somit könne eine leichte Form von Eifersucht auch wieder die eigenen Gefühle gegenüber der/des Partner*in steigern.4

Wenn Eifersucht zum Beziehungschaos führt

Nicht immer bringt Eifersucht einen solch positiven Effekt mit sich, denn bereits eine mittelschwere Form davon, beispielsweise ständige Beunruhigung, kann negative Auswirkungen auf die Beziehung haben. Und massive Eifersucht kann schließlich auch zur Trennung führen. Diese kennzeichnet sich vor allem durch ein kontrollierendes Verhalten sowie durch (häufig unbegründete) Vorwürfe, die die Partnerschaft belasten.5

Neigt man zu dieser stark ausgeprägten Eifersucht, muss auch davon ausgegangen werden, dass dies weniger mit der/dem Partner*in, vielmehr mit den eigenen Erfahrungen zu tun hat: „Der Kern dieser Eifersucht liegt immer in dem Erlebnis in der Kindheit, dass Bindungen sehr unzuverlässig sind“6, wie der Berliner Psychotherapeut Wolfgang Krüger erklärt. Angenommen wird, dass traumatische Vorfälle, welche bis in das Kindesalter zurückreichen, Ursache für eine stark ausgeprägte Eifersucht sein können, beispielsweise fehlende Zuwendung durch die Eltern. Infolgedessen kommt es zu einem verminderten Selbstwertgefühl, zu gesteigerten Verlustängsten und damit einhergehend zu enormen Abhängigkeitsgefühlen.7

Daneben kann starke Eifersucht auch als Warnsignal für die Beziehung aufgefasst werden. Beispielsweise könnte sie darauf hindeuten, dass zu wenig Zuwendung besteht, das Miteinander sowie das Bemühen umeinander nachgelassen hat. In diesem Fall wird ein offenes Gespräch empfohlen, sodass zusammen nach möglichen Ursachen für die Eifersucht sowie nach Lösungsansätzen gesucht bzw. an der Beziehung im Generellen gearbeitet werden kann.8

Eifersucht in anderen Beziehungsgefügen

Neben Partnerschaften kann es aber auch bei weiteren Formen der zwischenmenschlichen Beziehung zu Eifersucht kommen, beispielsweise zwischen Freund*innen, und dabei oft im Zusammenhang mit Neid: Obwohl man sich am wohlsten mit Menschen fühlt, die einem selbst sehr ähnlich sind, kommt es dennoch zu Vergleichen, die einer Freundschaft abträglich sein können. Auch Ängste dahin gehend, die/den Freund*in zu verlieren, können Eifersucht schüren, wenn sie/er mit anderen Personen Zeit verbringt. Problematisch werden diese Gefühlslagen, wenn sie überhandnehmen, der Selbstwert zunehmend sinkt – es kann zu einem Konkurrenzverhalten kommen, Vorwürfe und Streit mehren sich und die Gefahr für depressive Verstimmungen bis hin zur Entwicklung einer Depression steigt.9 Damit es erst gar nicht so weit kommt, wird ein offenes Kommunikationsklima empfohlen: „Man muss es […] ansprechen, wenn Freunde oder Freundinnen eifersüchtig reagieren“10, so Krüger. So können eventuelle Missverständnisse beseitigt und gegenseitige Wertschätzungsbekundungen ausgesprochen werden.11

Nicht zuletzt kann Eifersucht auch unter Geschwistern bestehen, und zwar dann, „wenn wir die erhoffte Anerkennung, Liebe, Aufmerksamkeit nicht ausreichend erhalten, sondern jemand anderes diese bekommt“12, so die Erklärung der deutschen Familientherapeutin Birgit Salewski. Diese Art der Eifersucht tritt beispielsweise nach der Geburt einer Schwester oder eines Bruders auf, wenn ein Kind aufgrund besonderer Begabungen oder Interessen mehr Aufmerksamkeit bekommt oder auch wenn ein Kind aufgrund einer Erkrankung mehr Zuwendung benötigt. Um Eifersucht unter Geschwistern zu vermeiden, sollten Eltern keine Vergleiche zwischen den Kindern anstellen, mögliche Sorgen gleichermaßen beachten und für jedes Kind exklusive Zeit einplanen.13

Wie kann mit dem nagenden Gefühl der Eifersucht umgegangen werden?

Bei einer leichten bis moderaten Form von Eifersucht, die auch als normal eingestuft wird, kann bereits ein klärendes Gespräch zwischen den betroffenen Personen unterstützend wirken. Auch mit anderen darüber zu sprechen, kann neue Perspektiven eröffnen. Des Weiteren ist es wichtig, auch selbst danach zu fragen, warum das Eifersuchtsgefühl vorherrschend ist, und mögliche Ursachen hierfür zu finden. Das Selbstbewusstsein aufzubauen sowie Selbstfürsorge zu betreiben können ebenso dabei helfen, entsprechende Empfindungen zu reduzieren. Im Generellen wird empfohlen, neben der/dem Partner*in bzw. der/dem Freund*in auch andere soziale Netzwerke zu pflegen, um eine zu starke Fokussierung auf nur eine Person zu verhindern.14

Eifersucht mit krankhaften Zügen

Im schlimmsten Fall kann Eifersucht aber auch in ein krankhaftes Verhalten münden (beispielsweise erkennbar durch ein unerbittliches kontrollierendes oder freiheitseinschränkendes Verhalten bis hin zu Gewalthandlungen). Tritt sie dann noch zusammen mit einer psychischen Erkrankung auf, muss sie auch behandelt werden: So können beispielsweise eifersüchtige Zwangsgedanken im Rahmen einer Zwangsstörung, Eifersuchtsideen im Zuge einer paranoiden Persönlichkeitsstörung oder Eifersuchtswahn bei Menschen mit Alkoholabhängigkeit auftreten. In jedem Fall ist hier professionelle Hilfe vonnöten: Fachärzt*innen, klinische Psycholog*innen oder Psychotherapeut*innen klären dabei ab, ob das Eifersuchtsgefühl auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen ist, und setzen mögliche weiterführende Behandlungsschritte.15 Für jene Personen, welche unter der Eifersucht der/des Partner*in bzw. Freund*in leiden, können zusätzlich Selbsthilfegruppen unterstützend wirken, da man sich mit anderen, die sich in derselben Situation befinden, austauscht.

Nicht zuletzt helfen verschiedene Anlaufstellen von psychosozialen Institutionen durch spezifische Beratungsangebote dabei, mit der eigenen Eifersucht besser umzugehen bzw. die Ursachen für diese Emotion genauer zu beleuchten. Jedenfalls gilt, dass eine schwere bis krankhafte Eifersucht (vor allem im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung/Störung) mit professioneller Unterstützung behandelt werden muss, um den eigenen Leidensdruck sowie jenen von Angehörigen zu reduzieren und um einen angemessenen Umgang mit der Emotion zu erlernen.

 


1 Vgl. BR Wissen: Eifersucht ist alles außer Liebe. In: br.de. Veröffentlicht am 22.11.2018.
URL: https://www.br.de/wissen/eifersucht-liebe-psychologie-100.html [Stand: 15.03.2022].

2 Bülow, Alexandra: Warum Eifersucht viel besser als ihr Ruf ist. In: welt.de. Veröffentlicht am 27.03.2015.
URL: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article138843673/Warum-Eifersucht-viel-besser-als-ihr-Ruf-ist.html [Stand: 15.03.2022].

3 Vgl. Bülow, Alexandra: Warum Eifersucht viel besser als ihr Ruf ist.
URL: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article138843673/Warum-Eifersucht-viel-besser-als-ihr-Ruf-ist.html [Stand: 15.03.2022].

4 Vgl. Bülow, Alexandra: Warum Eifersucht viel besser als ihr Ruf ist.
URL: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article138843673/Warum-Eifersucht-viel-besser-als-ihr-Ruf-ist.html [Stand: 15.03.2022].

5 Vgl. Bülow, Alexandra: Warum Eifersucht viel besser als ihr Ruf ist.
URL: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article138843673/Warum-Eifersucht-viel-besser-als-ihr-Ruf-ist.html [Stand: 15.03.2022].

6 Bülow, Alexandra: Warum Eifersucht viel besser als ihr Ruf ist.
URL: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article138843673/Warum-Eifersucht-viel-besser-als-ihr-Ruf-ist.html [Stand: 15.03.2022].

7 Vgl. Meuter, Sabine: „Eifersucht ist wie ein Gift“. In: spiegel.de. Veröffentlicht am 10.10.2017.
URL: https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/eifersucht-ist-wie-ein-gift-rat-vom-psychologen-a-1171581.html [Stand: 15.03.2022] und
vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Umgang mit Eifersucht. Zuletzt aktualisiert am 16.09.2021.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/sexualitaet/partnerschaft/eifersucht [Stand: 15.03.2022].

8 Vgl. Bülow, Alexandra: Warum Eifersucht viel besser als ihr Ruf ist.
URL: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article138843673/Warum-Eifersucht-viel-besser-als-ihr-Ruf-ist.html [Stand: 15.03.2022].

9 Vgl. Wagener, Jessica: Was du gegen Eifersucht in Freund*innenschaften tun kannst. In: zeit.de. Veröffentlicht am 21.10.2020.
URL: https://www.zeit.de/zett/liebe-sex/2020-10/was-du-tun-kannst-wenn-du-eifersuechtig-auf-deinen-freundin-bist [Stand: 15.03.2022].

10 Wagener, Jessica: Was du gegen Eifersucht in Freund*innenschaften tun kannst.
URL: https://www.zeit.de/zett/liebe-sex/2020-10/was-du-tun-kannst-wenn-du-eifersuechtig-auf-deinen-freundin-bist [Stand: 15.03.2022].

11 Vgl. Wagener, Jessica: Was du gegen Eifersucht in Freund*innenschaften tun kannst.
URL: https://www.zeit.de/zett/liebe-sex/2020-10/was-du-tun-kannst-wenn-du-eifersuechtig-auf-deinen-freundin-bist [Stand: 15.03.2022].

12 BR Fernsehen: Eifersucht unter Geschwistern: Das können Sie tun! In: br.de. Veröffentlicht am 12.05.2020.
URL: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/wir-in-bayern/service/eifersucht-unter-geschwistern-tipps-100.html [Stand: 15.03.2022].

13 Vgl. BR Fernsehen: Eifersucht unter Geschwistern: Das können Sie tun!
URL: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/wir-in-bayern/service/eifersucht-unter-geschwistern-tipps-100.html [Stand: 15.03.2022].

14 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Umgang mit Eifersucht.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/sexualitaet/partnerschaft/eifersucht [Stand: 15.03.2022] und
vgl. Meuter, Sabine: „Eifersucht ist wie ein Gift“.
URL: https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/eifersucht-ist-wie-ein-gift-rat-vom-psychologen-a-1171581.html [Stand: 15.03.2022].

15 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Umgang mit Eifersucht.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/sexualitaet/partnerschaft/eifersucht [Stand: 15.03.2022].

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Veröffentlicht am: 20.04.2022