Im Krisenmodus – schwierige Lebenssituationen bestmöglich meistern

 

Wir alle finden uns im Laufe des Lebens in einer Krise wieder. Wann jedoch schwierige Situationen einen Handlungsbedarf erfordern, wird dabei manchmal übersehen.

Die Trennung von der/dem Partner*in, Überforderung am Arbeitsplatz, genauso aber auch ein Wohnungswechsel oder die Geburt des Kindes – diese Beispiele markieren einen Einschnitt in den gewohnten Alltag und können im schlimmsten Fall eine Lebenskrise auslösen. Den positiven wie auch den negativen Ereignissen ist dabei gemein, dass sie häufig eine plötzliche Anpassung an Neuartiges erfordern und den Übergang zwischen der einen und der nächsten Lebensphase kennzeichnen. Dadurch wird die psychische Widerstandsfähigkeit auf die Probe gestellt. Wenn die bis dato angeeigneten Problemlösungsstrategien und eigenen Ressourcen nicht ausreichend sind, um die Krise zu meistern, so kann sich daraus auch eine psychische Erkrankung entwickeln.

Lebenskrisen müssen uns jedoch nicht immer aus der Bahn werfen.

Im Generellen werden psychosoziale Krisen in Lebensveränderungskrisen (beispielsweise eine neue Arbeitsstelle), in Verlustkrisen (wie der plötzliche Tod einer angehörigen Person) und in Traumata, also außergewöhnlich belastende Akutereignisse, eingeteilt. Je nach Verlauf, Ausmaß und Anlass der Krise kann sie entweder besser bewältigt werden oder Auslöser für schwerere Folgeerscheinungen sein.1

Nicht immer muss eine Lebenskrise jedoch negativ betrachtet werden: Im positiven Fall stehen ausreichend Ressourcen zur Verfügung, um sich an die neuen Lebensumstände anzupassen. Eine Veränderung bringt dabei auch immer die Chance mit sich, sich selbst aufgrund anderer bzw. modifizierter Problemlösungs- und Bewältigungsmechanismen weiterzuentwickeln.2

Die Grenze der eigenen Belastungsfähigkeit kann jedoch massiv überschritten werden, weswegen es ratsam ist, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, um einen veränderten Blickwinkel auf das Gegebene zu erlangen und um langfristigen seelischen Schaden zu mindern bzw. gänzlich zu vermeiden.3

Welche Ereignisse können eine Lebenskrise nun auslösen?

Neben den bereits angeführten Beispielen wie dem Todesfall im Angehörigenkreis oder Traumata im Generellen können auch scheinbar banale Ereignisse zu einer Lebenskrise führen:4

  • Beziehungen und Partnerschaften
    Konflikte oder Schwierigkeiten mit der/dem Partner*in, innerhalb des Familienverbandes oder im Freundeskreis können Lebenskrisen auslösen. Speziell in Partnerschaften können diese zu einer Trennung und in weiterer Folge zum Verlust des Selbstvertrauens führen. Nicht immer ist eine solche Auflösung jedoch negativ zu bewerten, denn sie kann auch die Möglichkeit für einen neuen, passenderen Lebensabschnitt bieten.
  • Arbeit und Beruf
    Aufgrund der steigenden Verantwortung im Berufsleben kann schnell Überforderung eintreten und damit auch Stress einhergehen. Hält dieser Zustand an und sind sodann Anzeichen für das Burnout-Syndrom gegeben, kann dies beispielsweise Depressionen begünstigen. Ebenso führen ausbleibende Erfolgserlebnisse oder die fehlende Anerkennung für Leistungen öfter zu einem Gefühl des Stillstandes. Nicht zuletzt hat der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl, die Lebensfreude und die Selbstzufriedenheit. Damit einhergehend werden die finanzielle Sicherheit sowie das Familiengefüge aufgrund des fehlenden Einkommens auf die Probe gestellt. Mit einer länger anhaltenden Arbeitslosigkeit wächst auch die psychische Belastung.
  • Soziale Faktoren
    Ebenso können soziale Aspekte Lebenskrisen begünstigen, beispielsweise der plötzliche Verlust des Zuhauses ohne Aussicht auf eine andere Wohnmöglichkeit. Auch Schulden, die nicht sofort beglichen werden können, weil sich etwa die allgemeine Einkommenssituation geändert hat, wirken sich negativ auf das seelische Wohlbefinden aus.
  • Krankheit
    Die plötzliche Diagnose einer (schweren) Erkrankung uns selbst betreffend oder im Angehörigenkreis ist häufig Auslöser einer Lebenskrise.

Wie macht sich eine Lebenskrise bemerkbar?

Psychosoziale Krisen können sowohl schleichend entstehen (beispielsweise dann, wenn über einen längeren Zeitraum Unzufriedenheit im Arbeitsalltag herrscht) oder plötzlich eintreten (so zum Beispiel durch den Tod einer geliebten Person), sind dabei manchmal auf ein spezifisches Ereignis zurückzuführen oder nicht immer sofort greifbar.5 Der Körper macht sodann durch unterschiedliche Symptome darauf aufmerksam, dass bewährte Mechanismen zur Lösung von Krisen nicht mehr ausreichend sind:6

  • Anhaltende gedrückte Stimmung,
  • Gefühl der Leere, Hoffnungs- und Freudlosigkeit,
  • verminderter Antrieb und Verlust an Interessen,
  • sozialer Rückzug und wachsendes Desinteresse an anderen Menschen,
  • Zukunftssorgen und -ängste,
  • innere Unruhe, Nervosität, Anspannung,
  • Erschöpfung und anhaltende Müdigkeit, aber gleichzeitig auch Schlafstörungen,
  • Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Verdauungsstörungen etc.

Diese psychosomatischen Symptome könnten den Beginn einer Lebenskrise anzeigen bzw. darauf hinweisen, dass man sich bereits in einer solchen befindet. Dann sollten Maßnahmen gesetzt werden, um schwerwiegenderen körperlichen oder psychischen Symptomen bis hin zu Krankheiten vorzubeugen.

Von äußerster Wichtigkeit – darüber reden!

Auch wenn sich viele davor scheuen, über die eigenen Probleme zu reden, so kann ein Gespräch mit Vertrauten bereits positiv wirken. Neue Sichtweisen auf scheinbar unlösbare Krisen entstehen dabei in vielen Fällen und mindern gleichzeitig ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Sollte eine solche Unterhaltung jedoch nicht den gewünschten Effekt erzielen, so ist es ratsam, professionelle Hilfe aufzusuchen. In Zusammenarbeit mit Psychotherapeut*innen und/oder Klinischen Psycholog*innen werden die Probleme aus neutraleren Blickwinkeln betrachtet, womit eine Krise genauer reflektiert werden kann und mögliche Ansätze zu deren Lösung erarbeitet werden. Durch dieses Vorgehen können auch die eben angeführten Symptome gelindert und mögliche Folgeerscheinungen mit eventueller Suizidabsicht abgewendet werden.7

Des Weiteren können anonyme Gespräche über Hotlines zur psychischen Gesundheit wie beispielsweise mit Berater*innen der Telefonseelsorge neue Impulse für andere Sichtweisen geben, mit Lebenskrisen besser umzugehen.8 Auch das Angebot von entsprechenden Einrichtungen sollte genutzt werden, um Kontrolle wiederzuerlangen und um die Krise bestmöglich und schnellstens zu überwinden:

Telefonseelsorge
Telefon: 142
kostenlose Beratung rund um die Uhr

KIT: Kriseninterventions-Team
Telefon: 130
bei akuten Krisen und Notfallsituationen
Erreichbarkeit rund um die Uhr und kostenlos

Ö3 Kummernummer
Telefon: 116 123
Erreichbarkeit täglich von 16:00 bis 24:00 Uhr und kostenlos

GO-ON Suizidprävention Steiermark
Informieren Sie sich über psychosoziale Beratungsstellen in der Steiermark unter www.suizidpraevention-stmk.at »»

Psychosoziale Dienste
Ein vollständiges Adressverzeichnis aller steirischen psychosozialen Dienste finden Sie unter www.plattformpsyche.at »»

 


1 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Lebenskrisen bewältigen. Zuletzt aktualisiert am 14.05.2020.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/psychische-belastungen/lebenskrisen [Stand: 09.06.2021].

2 Vgl. Verein Kriseninterventionszentrum: Akute Lebenskrisen.
URL: http://www.kriseninterventionszentrum.at/krise/akute-krisen/ [Stand: 09.06.2021].

3 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Lebenskrisen bewältigen.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/psychische-belastungen/lebenskrisen [Stand: 09.06.2021].

4 Vgl. Verein Kriseninterventionszentrum: Anlässe/Auslöser von Lebenskrisen.
URL: http://www.kriseninterventionszentrum.at/krise/ausloeser/ [Stand: 09.06.2021].

5 Vgl. Sejkora, Klaus: Lebenskrisen.
URL: https://www.klaus-sejkora.at/lebenskrisen.html [Stand: 09.06.2021].

6 Vgl. Verein Kriseninterventionszentrum: Anzeichen einer Krise.
URL: http://www.kriseninterventionszentrum.at/krise/anzeichen/ [Stand: 09.06.2021].

7 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Lebenskrisen bewältigen.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/psychische-belastungen/lebenskrisen [Stand: 09.06.2021].

8 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Lebenskrisen bewältigen.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/psychische-belastungen/lebenskrisen [Stand: 09.06.2021].

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Veröffentlicht am: 14.07.2021