Gegen das weihnachtliche Stimmungstief – Maßnahmen für ein frohes Fest

 

Die Vorfreude auf Heiligabend hat sich bei vielen Menschen in den letzten Wochen kontinuierlich aufgebaut und gesteigert. Was aber, wenn man sich für den (vor)weihnachtlichen ‚Trubel‘ so gar nicht begeistern kann? Verschiedene Tipps helfen dabei, dennoch schöne Festtage zu verbringen.

Uns allen ist diese eine Figur bekannt, welche dem Weihnachtsfest nichts abgewinnen kann, keine Freude empfindet, die Feiertage sogar sabotieren möchte. ‚Grinch‘, wie sie genannt wird, wird auch abseits des bekannten Zeichentrickfilms synonym für jene Personen verwendet, die Weihnachten nicht gerne feiern. Aber womit hängt der Umstand zusammen, dass es einigen Menschen tatsächlich vor dem Fest graut? Können sogenannte ‚Weihnachtsmuffel‘ trotz fehlender Vorfreude auf Weihnachten eingestimmt werden? Und nicht zuletzt: Hängt die Ablehnung des Festes mit psychischen Problemen oder gar Erkrankungen zusammen?

Wenn eine mürrische Stimmungslage die Vorweihnachtszeit überschattet

Das Besorgen der Weihnachtsgeschenke ist für Weihnachtsmuffel eine Qual, die Familienzusammenkunft an Heiligabend wird mit Stress in Verbindung gebracht und die zu großen Erwartungen der Angehörigen an das Weihnachtsfest sorgen für ein genervtes Augenrollen. Doch woher rührt die Abneigung gegen das höchste aller Familienfeste? Der Berliner Psychologe und an der Freien Universität Berlin tätige Peter Walschburger erklärt das ‚Weihnachtsmuffel‘-Phänomen wie folgt: „Sie haben in der Regel die Erfahrung gemacht, dass Weihnachten mit Konflikten verbunden ist. […] Aus Selbstschutz entwickeln sie eine Abwehrhaltung“1, so seine Erläuterungen. Deswegen sei es ihnen auch nicht möglich, an den weihnachtlichen Ritualen, den stimmungsvollen Lichtern, wohltuenden Düften oder an entsprechender Weihnachtsmusik Gefallen zu finden.2 „Hinzu kommt, dass die Vorbereitungen auf ein perfektes Fest oft schon so anstrengend sind, dass sie die Vorfreude schmälern“3, wie Walschburger weiter ausführt.

Eine stressige Adventzeit gepaart mit eher schlechten Erinnerungen an vergangene Weihnachtsfeste führen demnach zu einer eher gedrückten Stimmungslage während der viel zitierten schönsten Zeit im Jahr. Und außerdem: Weihnachten ist ein hoch emotionales Fest, weswegen beinahe schon verlangt wird, glücklich und voller Freude zu sein. Damit steigt der Druck vor allem für jene, die diese Empfindungen im Generellen nicht teilen können, beispielsweise aufgrund von Einsamkeit oder einer psychischen Erkrankung wie der Depression.4 Und dies führt in weiterer Folge auch dazu, dass sich Betroffene gerade an den Feiertagen noch stärker sozial zurückziehen und die Trauer intensiver wird.5

Neben der diagnostizierten Erkrankung soll aber noch eine saisonale Verstimmung dafür verantwortlich sein, dass die Weihnachtszeit mit Unlustgefühlen in Verbindung gebracht wird. Doch gibt es die häufig beschriebene ‚Weihnachtsdepression‘ tatsächlich?

Stimmungstief an und nach den Festtagen

Expert*innen sind sich zumindest dahin gehend einig, dass Menschen sogar sehr häufig speziell zu dieser Jahreszeit seelische Krisen durchleben, dies aber weniger mit einer an die Feiertage geknüpften Depression zusammenhänge, sondern vorwiegend mit der Hebst-Winterdepression. Der kürzere Tag und die damit einhergehende frühere Dunkelheit gepaart mit weniger Lichteinflüssen verstärke den Effekt eines Stimmungstiefs an Weihnachten.6

Auch wenn die Bezeichnung ‚Weihnachtsdepression‘ nicht zutreffend scheint, so wird die post-weihnachtliche Entlastungsdepression tatsächlich auf die Weihnachtszeit zurückgeführt: Menschen, die während des Advents und an den Feiertagen äußerst gestresst sind, um die Erwartungen der Angehörigen zu erfüllen und um ein perfektes Weihnachtsfest auszurichten, fühlen sich mit zunehmender Entlastung nach dem Fest häufig leer, anstatt Freude zu empfinden. Im Regelfall wird das seelische Gleichgewicht wenige Tage danach wieder selbstständig hergestellt. Expert*innen raten jedoch dazu, Hilfe zu suchen, sollte diese gedrückte Gemütslage anhalten.7

Das Fest fernab von Stress gestalten

Damit es aber erst gar nicht zu einem Stimmungstief während der Festlichkeiten und/oder nach den Feiertagen kommt und selbst Weihnachtsmuffel dem Heiligabend positiver entgegenblicken, gibt es auch einige Tipps und Ratschläge, wie Weihnachten stressfreier und auf die individuellen Bedürfnisse angepasst gefeiert werden kann:

  • Die Bedeutung von Weihnachten8
    Gemäß der an der Hochschule Fresenius Köln tätigen Sozialpsychologin Katja Mierke muss jede*r für sich selbst festlegen und herauszufinden, welche Dinge in der Weihnachtszeit und speziell an den Feiertagen als schön und angenehm empfunden werden und welche zu Stress führen. Letztere gilt es sodann, einfach zu meiden, damit erst gar nicht negative Gefühle entstehen können.
  • Erwartungen dämpfen, Perfektionismus ablegen9
    Um Hektik zu reduzieren, empfiehlt es sich, das Weihnachtsfest in beschaulichem Ausmaß zu begehen. Es muss nicht die Großfamilie eingeladen, ein üppiges Feiertagsmahl aufgetischt oder ein Berg von Geschenken besorgt werden; kleinere Zusammenkünfte im engsten Kreis, einfache Speisen, die nicht viel Aufwand erfordern, und nur wenige Präsente können hierbei schon helfen, positiver gestimmt zu sein.
  • Wünsche kundtun, Kompromisse finden10
    Geraten wird auch dazu, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse offen anzusprechen. So kann man sich darauf einigen, sich nur eine Kleinigkeit oder auch gar nichts zu schenken, oder man vereinbart gemeinsam, über die Feiertage in den Urlaub zu fahren. Von Wichtigkeit ist es, dass die Festtagsvorstellungen weitgehend übereinstimmen und ein Mittelweg geschaffen wird, der die individuellen Vorstellungen bestmöglich berücksichtigt.
  • Hobbys ausüben, Sport betreiben11
    Bewegung und sportliche Betätigung sowie das Ausüben von Hobbys helfen dabei, Stress zu reduzieren und Energie zu tanken. So gewinnt man auch Abstand von hektischen Phasen und besinnt sich wieder auf das eigene Wohlbefinden.
  • Achtsamkeitsübungen12
    Durch bewusstes Atmen und das intensive Wahrnehmen des eigenen Körpers wird zusätzlich Stress abgebaut.
  • Gemeinsam statt einsam13
    Personen, die sich gerade an Weihnachten besonders einsam fühlen und alleine sind, sollten offen auf andere zugehen und ein gemeinsames Feiern vorschlagen. Kennt man umgekehrt selbst jemanden, der Weihnachten ungewollt alleine sein wird, dann sollte man dies mit dieser Person auch offen besprechen, sie vielleicht sogar zum Weihnachtsfest einladen.

Im Vordergrund steht somit, die Erwartungen zu dämpfen und die individuellen Bedürfnisse trotz der Feiertage bestmöglich zu befriedigen, damit auch Weihnachtsmuffel dem Fest gegenüber positiv gestimmt sind. Auf diese Art und Weise werden auch mögliche negative Erfahrungen mit neuen, schönen Erlebnissen ersetzt, was dazu führt, dass künftige Weihnachtsfeierlichkeiten mit Vorfreude erwartet werden – unabhängig davon, wie die Festzeit begangen wird.

Somit wünschen wir Ihnen frohe Weihnachten und entspannende Festtage – ganz nach Ihren Vorstellungen!

 


1 Merlot, Julia: „Oft sind die Ansprüche riesengroß“. In: spiegel.de. Veröffentlicht am 24.12.2019.
URL: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/weihnachten-wie-weihnachtsmuffel-das-fest-ueberstehen-a-1302044.html [Stand: 19.11.2021].

2 Vgl. Merlot, Julia: „Oft sind die Ansprüche riesengroß“.
URL: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/weihnachten-wie-weihnachtsmuffel-das-fest-ueberstehen-a-1302044.html [Stand: 19.11.2021].

3 Merlot, Julia: „Oft sind die Ansprüche riesengroß“.
URL: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/weihnachten-wie-weihnachtsmuffel-das-fest-ueberstehen-a-1302044.html [Stand: 19.11.2021].

4 Lesen Sie mehr darüber im Blogbeitrag Die Weihnachtszeit als psychische Belastungsprobe »» vom 16.12.2020.

5 Vgl. Oberberg Kliniken: Weihnachten: Depression, Einsamkeit & negative Gefühle. In: oberbergkliniken.de.
URL: https://www.oberbergkliniken.de/artikel/weihnachten-depression-einsamkeit-negative-gefuehle [Stand: 01.12.2021].

6 Vgl. Oberberg Kliniken: Weihnachten: Depression, Einsamkeit & negative Gefühle.
URL: https://www.oberbergkliniken.de/artikel/weihnachten-depression-einsamkeit-negative-gefuehle [Stand: 01.12.2021].

7 Vgl. Oberberg Kliniken: Weihnachten: Depression, Einsamkeit & negative Gefühle.
URL: https://www.oberbergkliniken.de/artikel/weihnachten-depression-einsamkeit-negative-gefuehle [Stand: 01.12.2021].

8 Vgl. o.A.: Gute-Laune-Tipps für Weihnachtsmuffel. In: sueddeutsche.de. Veröffentlicht am 19.12.2018.
URL: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-gute-laune-tipps-fuer-weihnachtsmuffel-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-181024-99-502649 [Stand: 01.12.2021].

9 Vgl. Merlot, Julia: „Oft sind die Ansprüche riesengroß“.
URL: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/weihnachten-wie-weihnachtsmuffel-das-fest-ueberstehen-a-1302044.html [Stand: 19.11.2021].

10 Vgl. Weichert, Rune: Stress, Streit, Einsamkeit: Wenn die Feiertage gar nicht fröhlich sind – und was dagegen hilft. In: stern.de. Veröffentlicht am 23.12.2020.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/depression/depression-und-stress-zu-weihnachten–wenn-die-feiertage-nicht-froehlich-sind-9059872.html [Stand: 01.12.2021].

11 Vgl. Weichert, Rune: Stress, Streit, Einsamkeit: Wenn die Feiertage gar nicht fröhlich sind – und was dagegen hilft.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/depression/depression-und-stress-zu-weihnachten–wenn-die-feiertage-nicht-froehlich-sind-9059872.html [Stand: 01.12.2021].

12 Vgl. Weichert, Rune: Stress, Streit, Einsamkeit: Wenn die Feiertage gar nicht fröhlich sind – und was dagegen hilft.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/depression/depression-und-stress-zu-weihnachten–wenn-die-feiertage-nicht-froehlich-sind-9059872.html [Stand: 01.12.2021].

13 Vgl. Weichert, Rune: Stress, Streit, Einsamkeit: Wenn die Feiertage gar nicht fröhlich sind – und was dagegen hilft.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/depression/depression-und-stress-zu-weihnachten–wenn-die-feiertage-nicht-froehlich-sind-9059872.html [Stand: 01.12.2021].

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Veröffentlicht am: 22.12.2021