Ein Fest der Sinne

 

Der Advent spricht auf vielfältige Art und Weise all unsere Sinne an und versetzt uns dadurch in Weihnachtsstimmung. Ab wann ist jedoch ein Zuviel gegeben?

Der Duft nach süßem Gebäck, der Geschmack von wärmenden Gewürzen, die melodischen Weihnachtshits im Ohr und das Lichtermeer in den eigenen vier Wänden und außerhalb – die Weihnachtszeit betört alljährlich unsere Sinneswahrnehmungen in vollen Zügen und beschert uns Glücksgefühle und Vorfreude. Doch wie genau verarbeiten unsere Sinnesfühler die zahlreichen Eindrücke, damit wir auch ins weihnachtliche Stimmungshoch kommen?

Der besondere Duft nach Weihnachten

Gewürznelken, Zimt, Vanille, Kardamom, Orangenschalen – im Advent arbeitet unsere Nase auf Hochtouren ob der vielen Düfte, die typisch für die Jahreszeit sind. Diese „Vorfreude-Düfte“1, wie sie der Geruchsexperte Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum bezeichnet, sorgen gerade in dieser Zeit für Wohlbefinden, Entspannung, Gemütlichkeit und eben auch positive Spannung und Erwartung. Dies liegt daran, dass wir ebendiese Düfte nicht neutral bewerten, sondern sie an Kindheitserinnerungen knüpfen: Hatte man in jungen Jahren glückliche Erlebnisse in Verbindung mit der Weihnachtszeit bzw. konkret mit deren Aromen, sind auch entsprechende Emotionen im Erwachsenenalter vorherrschend, sobald die verschiedensten Weihnachtsdüfte wahrgenommen werden.2 Welche Wirkungsweisen die bekanntesten Weihnachtsdüfte und -gewürze auf Körper und Seele haben, lesen Sie in unserem Blogbeitrag Der besondere Duft nach Weihnachten »»

Im Advent schmeckt alles besser

Auch der Geschmacksinn ist in der Weihnachtszeit höchst aktiv – die kleinen Kekse lassen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen, das Festmahl an Heilig Abend schmeckt besonders gut. Woran das liegt? Zum einen hängt dies damit zusammen, dass wir bestimmte Gerichte und Naschereien ausschließlich im Advent genießen, wodurch auch eine Verknüpfung kulinarischer Spezialitäten mit entsprechenden Jahreszeiten oder Feiertagen im Gehirn hergestellt und gespeichert wird, die sogenannte Kontextualisierung. Ein Vanillekipferl wird deswegen beispielsweise im Sommer niemals so gut schmecken wie zu Weihnachten. Und umgekehrt – ein kühles, fruchtiges Sommergetränk verliert im Winter jeglichen Reiz.3

Zum anderen ist der Geschmacksinn eng an den Geruchsinn gekoppelt, womit auch eine gegenseitige Beeinflussung stattfindet. Der Duft nach Vanille, Zimt oder Nelke führt, wie bereits erläutert, schon im Voraus zu positiven Gefühlen, wodurch auch der Geschmackssinn entsprechend gesteuert wird.4 Und natürlich tragen dazu auch die gehaltvollen Zutaten wie Butter, Zucker und Nüsse bei, dass wir uns glücklicher fühlen.5 Kalorienzählen angebracht? Die Ernährungsforscherin am Institut für Pathophysiologie und Immunologie an der Med-Uni Graz, Sandra Holasek, verneint: „Weihnachtskekse haben in der Ernährungspyramide eine Sonderstellung, da wir sie in einer besonderen, begrenzten Zeit zu uns nehmen und dies schon seit unserer Kindheit tun“6. Neben dem Geruch hätten Geschmack und Textur eine positive Wirkung auf unsere Laune, nicht zuletzt durch die üppigen Produkte, die in den Keksen stecken würden.7 Und auch bereits durch den bloßen Anblick von Weihnachtskeksen werde unser Belohnungssystem aktiv, wie sie erläutert, wodurch wir uns auch schon glücklicher fühlen würden.8

Weihnachtsbeleuchtung aller Art für stimmungsvolle Advent-Abende

Das Auge isst nicht nur bei den Weihnachtskeksen mit, sondern wird auch sonst auf vielerlei Art und Weise im Advent in Anspruch genommen, angefangen bei der Weihnachtsbeleuchtung. Auch hier stellt sich die Frage: Warum staunen wir Jahr für Jahr ob der Lichterpracht in Städten oder erfreuen uns an der eigenen, kleinen Beleuchtung? „Die Lichter bewirken diese neurologische Verschiebung, die Glücksgefühle hervorrufen kann“9, so die amerikanische Psychologin Deborah Serani. Durch den Anblick von hellen Lichtern und Farben werde das Wohlfühlhormon Dopamin ausgeschüttet. Außerdem sei die jährliche, jahreszeitspezifische Beleuchtung auch etwas, das nicht dem Alltag entspreche. Unser Sehsinn werde durch den neuen Reiz – die Weihnachtsbeleuchtung – wieder intensiver beansprucht,10 und des Weiteren entstehe auch ein Gefühl von Nostalgie, denn „[f]ür viele unter uns ist Weihnachten eine magische Zeit. Es ist eine Zeit der Unschuld, eine Zeit der Freude“.11

Aufgrund der derzeit herrschenden Energiekrise fällt die Weihnachtsbeleuchtung heuer in vielen Haushalten jedoch vermutlich spärlicher aus als gewohnt. Doch dies bedeutet nicht, darauf verzichten zu müssen, die Augen mit gemütlichen Lichtquellen zu verwöhnen, denn auch Kerzen haben eine ähnliche Wirkung wie Weihnachtsbeleuchtung: „Kerzen sind eine außergewöhnliche Beleuchtung. Man könnte sagen: Wir haben sie nicht mehr nötig und gerade deshalb brauchen wir sie“12, so der in der Schweiz tätige Lichtforscher Oliver Stefani. Sie „sind heute keine Erhellungsinstrumente mehr, sondern vielmehr Bedeutungsträger, Symbole. Und es gibt nichts, was sie vollständig ersetzen kann“13. Das sanfte Licht einer Kerze, welches wenig Blauanteil enthält, wirke gemäß Stefani wie ein Beruhigungstee:14 „Perfekt für den Abend, wenn die innere Uhr für den Menschen Ruhe vorsieht“15, so seine weitere Ausführung. Vor allem Gefühle von Geborgenheit und Ruhe, aber auch Entspannung sind die positiven Wirkungsweisen, die beim Betrachten von Kerzenlicht entfaltet werden.16 Somit sollte vor allem in der Weihnachtszeit nicht darauf verzichtet werden, gemütliche Stunden bei Kerzenschein zu verbringen. Ob nun die Kerzen auf dem Adventkranz oder stimmungsvolle Deko-Kerzen – sie sind genauso wie Weihnachtsbeleuchtungen gerade in den letzten Wochen des Jahres nicht wegzudenken.

Weihnachtsfilme – Kitsch oder Seelentröster?

Viele von uns nehmen sich im Advent bewusst Zeit dafür, zum wiederholten Male dieselben Weihnachtsfilm-Klassiker anzuschauen. Durch die Rezeption eines Weihnachtsfilms sind unsere Augen und Ohren gleichermaßen intensiv gefordert. Aber warum fühlen wir uns beim Schauen eines solchen Films glücklich, und das, obwohl wir ihn schon kennen? Ganz einfach: „Die Vorhersehbarkeit bietet Trost; ganz gleich, wie absonderlich, unglaublich oder simpel die Handlung ist, sie zapft echte Emotionen an“17, wie die in den USA tätige Psychologin Pamela Rutledge erklärt. Wir fühlen uns beim Betrachten entsprechender Filme einfach glücklich, weil wir wissen, dass sie ein Happy End beinhalten, welches suggeriert, dass die Welt und das Leben in Ordnung gebracht werden können. Das Überwinden von Herausforderungen führt zu Glück, Liebe und Familienzusammenführung. Vorhersehbar? Ja, aber symbolisch bedeutsam, positive Gefühle auslösend und winterlich/weihnachtlich gemütlich. Weil diese Weihnachtsfilme außerdem familienfreundlich gestaltet sind, eignen sie sich hervorragend, um sie mit allen Familienmitgliedern jeglicher Generation zusammen anzusehen, was wiederum gemeinsame Erinnerungen/Erlebnisse schafft und damit erneut positive Konnotationen entstehen.18

Weihnachtsmusik – ein Fest für die Ohren?

Unser Hörsinn ist zudem in der Weihnachtszeit stark gefordert, und zwar dann, wenn wir im Radio oder in Kaufhäusern die bekanntesten und beliebtesten Weihnachtslieder hören. Und wenn wir in der Vorweihnachtszeit das erste Mal diese Songs bewusst wahrnehmen, dann entstehen auch Glücksgefühle sowie Freude darüber, dass wieder die schönste Zeit im Jahr begonnen hat. Dopamin und Endorphine werden aufgrund der Erinnerungen an Erlebnisse vergangener Weihnachtsfeste, bei welchen die Songs wesentliche Bestandteile waren, nämlich zu gleichen Teilen ausgeschüttet und sorgen für ein Stimmungshoch.19

Weihnachtslieder können aber auch einen gegenteiligen Effekt erzielen, sogar für Stress in der Weihnachtszeit sorgen, denn „sie können uns daran erinnern, dass wir noch Geschenke kaufen oder die Feierlichkeiten organisieren müssen“20, wie die amerikanische Klinische Psychologin Linda Blair erläutert. Vor allem dann, wenn sie deutlich zu früh – vor der Adventzeit – in Dauerschleife und in zu großer Lautstärke gehört werden, kann dies dem seelischen Wohlbefinden schaden.21 Es gilt hier also, Weihnachtslieder wohldosiert zu hören und sie bewusst zum Schaffen von positiven Erinnerungen einzusetzen, damit unser Gehörsinn nicht überstrapaziert und in weiterer Folge die Weihnachtszeit nicht mit Stress assoziiert wird.

Gemäß den Ausführungen wird nämlich vor allem eines deutlich: Weihnachtsstimmung basiert auf einem Wohlgefühl, das wir bereits in der Kindheit unter Einbezug all unserer Sinne erlebt haben – duftende Speisen, köstliche Kekse, helle Lichter, stimmungsvolle Filme und Musik. Und all das in Verbindung mit freudiger Erwartung auf das Christkind oder den Weihnachtsmann versetzt uns auch heute noch in eine außergewöhnlich hoffnungsvolle und vor allem glückliche Gemütslage, die es ermöglicht, diese besondere Zeit im Jahr in vollen Zügen zu genießen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen eine stimmungsvolle Weihnachtszeit und frohe Festtage!

 


1 Hoffmans, Christiane: Wie duftet Weihnachten? Wenn Nasen Gefühle steuern. In: welt.de. Veröffentlicht am 23.12.2012.
URL: https://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article112152795/Wie-duftet-Weihnachten-Wenn-Nasen-Gefuehle-steuern.html [Stand: 06.12.2022].

2 Vgl. Dürrschmid, Klaus / Schebesta, Alexandra: Warum Weihnachten so gut schmeckt. In: science.orf.at. Veröffentlicht am 24.12.2020.
URL: https://science.orf.at/stories/3203565/ [Stand: 06.12.2022].

3 Vgl. Dürrschmid, Klaus / Schebesta, Alexandra: Warum Weihnachten so gut schmeckt.
URL: https://science.orf.at/stories/3203565/ [Stand: 06.12.2022].

4 Vgl. red: Was Kekse im Gehirn machen. In: derstandard.at. Veröffentlicht am 15.12.2016. URL: https://www.derstandard.at/story/2000049342665/was-keks-im-gehirn-machen [Stand: 06.12.2022].

5 Vgl. red: Was Kekse im Gehirn machen.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000049342665/was-keks-im-gehirn-machen [Stand: 06.12.2022].

6 red: Was Kekse im Gehirn machen.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000049342665/was-keks-im-gehirn-machen [Stand: 06.12.2022].

7 Vgl. red: Was Kekse im Gehirn machen.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000049342665/was-keks-im-gehirn-machen [Stand: 06.12.2022].

8 Vgl. red: Was Kekse im Gehirn machen.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000049342665/was-keks-im-gehirn-machen [Stand: 06.12.2022].

9 CORDIS: Wissenschaft im Trend: Die Wissenschaft hinter der Freude an Weihnachtsbeleuchtung. In: cordis.europa.eu. Aktualisiert am 22.12.2020.
URL: https://cordis.europa.eu/article/id/428718-trending-science-the-science-of-why-holiday-lights-bring-us-joy/de [Stand: 06.12.2022].

10 Vgl. CORDIS: Wissenschaft im Trend: Die Wissenschaft hinter der Freude an Weihnachtsbeleuchtung.
URL: https://cordis.europa.eu/article/id/428718-trending-science-the-science-of-why-holiday-lights-bring-us-joy/de [Stand: 06.12.2022].

11 CORDIS: Wissenschaft im Trend: Die Wissenschaft hinter der Freude an Weihnachtsbeleuchtung.
URL: https://cordis.europa.eu/article/id/428718-trending-science-the-science-of-why-holiday-lights-bring-us-joy/de [Stand: 06.12.2022].

12 Wagner, Stefan: Lichtforscher zum Corona-Advent: „Kerzen streicheln unsere Seele“. In: rnd.de. Veröffentlicht am 06.12.2020.
URL: https://www.rnd.de/gesundheit/kerzen-in-der-adventszeit-das-sagt-ein-lichtforscher-zum-corona-advent-kerzen-streicheln-unsere-seele-6ICMGMFSGJEWFONDSOHXR3E5EM.html [Stand: 06.12.2022].

13 Wagner, Stefan: Lichtforscher zum Corona-Advent: „Kerzen streicheln unsere Seele“.
URL: https://www.rnd.de/gesundheit/kerzen-in-der-adventszeit-das-sagt-ein-lichtforscher-zum-corona-advent-kerzen-streicheln-unsere-seele-6ICMGMFSGJEWFONDSOHXR3E5EM.html [Stand: 06.12.2022].

14 Vgl. Wagner, Stefan: Lichtforscher zum Corona-Advent: „Kerzen streicheln unsere Seele“.
URL: https://www.rnd.de/gesundheit/kerzen-in-der-adventszeit-das-sagt-ein-lichtforscher-zum-corona-advent-kerzen-streicheln-unsere-seele-6ICMGMFSGJEWFONDSOHXR3E5EM.html [Stand: 06.12.2022].

15 Wagner, Stefan: Lichtforscher zum Corona-Advent: „Kerzen streicheln unsere Seele“.
URL: https://www.rnd.de/gesundheit/kerzen-in-der-adventszeit-das-sagt-ein-lichtforscher-zum-corona-advent-kerzen-streicheln-unsere-seele-6ICMGMFSGJEWFONDSOHXR3E5EM.html [Stand: 06.12.2022].

16 Vgl. Wagner, Stefan: Lichtforscher zum Corona-Advent: „Kerzen streicheln unsere Seele“.
URL: https://www.rnd.de/gesundheit/kerzen-in-der-adventszeit-das-sagt-ein-lichtforscher-zum-corona-advent-kerzen-streicheln-unsere-seele-6ICMGMFSGJEWFONDSOHXR3E5EM.html [Stand: 06.12.2022].

17 Kulen, Yasemin: Psychologin erklärt, warum wir so gerne Weihnachtsfilme gucken. In: stern.de. Veröffentlicht am 11.12.2020.
URL: https://www.stern.de/familie/weihnachtsfilme–psychologin-erklaert–warum-wir-sie-so-gerne-gucken–9525446.html [Stand: 06.12.2022].

18 Vgl. Kulen, Yasemin: Psychologin erklärt, warum wir so gerne Weihnachtsfilme gucken.
URL: https://www.stern.de/familie/weihnachtsfilme–psychologin-erklaert–warum-wir-sie-so-gerne-gucken–9525446.html [Stand: 06.12.2022].

19 Vgl. Pleiss, Paula Leocadia: Warum dir manche Weihnachtshits nicht mehr aus den Ohren gehen. In: welt.de. Veröffentlicht am 11.12.2018.
URL: https://www.welt.de/kmpkt/article185269848/Musikpsychologie-Warum-dich-Weihnachtshits-einfach-nicht-kaltlassen.html [Stand: 06.12.2022].

20 o.A.: Weihnachtslieder in Dauerschleife machen krank!. In: bz-berlin.de. Veröffentlicht am 01.11.2018.
URL: https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/weihnachtslieder-in-dauerschleife-machen-krank [Stand: 07.12.2022].

21 Vgl. Weihnachtslieder in Dauerschleife machen krank!. In: bz-berlin.de. Veröffentlicht am 01.11.2018. URL: https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/weihnachtslieder-in-dauerschleife-machen-krank [Stand: 07.12.2022].

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Veröffentlicht am: 14.12.2022