Bitte lachen! – Die Wirkungsweisen hinter der Gefühlsregung

 

Ein herzhaftes Lachen fördert nicht nur das soziale Miteinander, sondern nimmt auch unmittelbaren Einfluss auf Körper und Seele.

Es passiert uns täglich, ohne dass wir diesen Vorgang bewusst wahrnehmen. Ob nun über einen Witz, eine Anekdote, die uns erzählt wird, oder über uns selbst – wir lachen, und das manchmal mehr, manchmal weniger. Geschätzt wird, dass uns dieser heitere Gefühlsausbruch durchschnittlich 15 Mal täglich überkommt, bei Kindern sogar 200 bis 400 Mal.1 Doch welche Situationen verursachen diese Reaktion und was passiert im Körper, sodass Lachen angeblich positiv wirkt? Immerhin lautet eine bekannte und vielzitierte Redewendung: ‚Lachen ist die beste Medizin‘.

Lachen beginnt mit dem Humor

Worüber wir lachen und auf welche Art und Weise wir unsere Erheiterung zum Ausdruck bringen, hängt mit dem Humor zusammen, einer Charaktereigenschaft, die jede*r von uns besitzt, auch wenn es oftmals nicht (sogleich) den Anschein hat.2 Humor entscheidet darüber, wie wir mit bestimmten Erlebnissen umgehen, auf unsere Umgebung reagieren und wie wir mit unserem sozialen Umfeld interagieren.3 Deswegen wird in der Humorforschung auch zwischen vier Arten unterschieden, die sowohl positiver als auch negativer Natur sind:4

  • Verbindender Humor
    Diese Art von Humor tritt in Erscheinung, wenn wir einen angenehmen und entspannten Umgang mit unseren Mitmenschen pflegen wollen.
  • Selbststärkender Humor
    Auch diese Variante entspricht dem positiven Humorstil, denn sie ermöglicht es uns, in schwierigen und stressigen Situationen nicht panisch oder unbeherrscht zu reagieren, sondern ihnen humorvoll entgegenzutreten. Dadurch gelingt es uns auch, der Überblick zu bewahren.
  • Aggressiver Humor
    Diese Form wird als negativ eingestuft, denn aggressiver Humor dient dazu, andere durch Witze bloßzustellen, um sich selbst besser zu fühlen.
  • Selbstentwertender Humor
    Obwohl das Lachen über sich selbst auch oftmals als ‚Schutzschild‘ dient, so werden Witze auf eigene Kosten mit dem Ziel gemacht, im Ansehen der Mitmenschen zu steigen, weswegen auch diese Variante als negativ einzustufen ist.

Damit ist Humor zwar untrennbar mit dem Lachen verbunden, jedoch nicht dasselbe: Lachen ist nämlich eine körperliche Reaktion, welche wir kaum bis gar nicht steuern können.5 Und unser Körper wird dabei bis aufs Äußerste in Anspruch genommen.

Lachen – eine äußerst komplexe physische Angelegenheit

Ein herzhaftes Lachen nimmt nämlich unseren gesamten Körper in Beschlag: Etwa 300 verschiedene Muskeln von Kopf bis Bauch werden angespannt, davon alleine 17 im Gesicht. Gleichzeitig atmen wir beim Lachen schneller, was auf Lunge und Zwerchfell wirkt. Und wenn wir auch noch lauthals lachen müssen, wird unser Atem mit etwa 100 Stundenkilometern stoßartig aus uns herausgepresst. Ebbt der ‚Lachflash‘ ab, dann entspannt sich unser Körper wieder.6

Durch diese vielen physischen Vorgänge während eines ausgeprägten Lachverhaltens wird auch das körperliche und psychische Wohlbefinden beeinflusst. Und mittlerweile gilt auch als gesichert – Lachen ist gesund: Der eben beschriebene Lach-Vorgang kurbelt sowohl das Herz-Kreislauf-System durch die intensive Aufnahme von Sauerstoff als auch den Stoffwechsel im Allgemeinen an.7 Zudem profitiert das Immunsystem vom Lachen, denn Antikörper, welche vor Viren und Bakterien schützen, werden dabei vermehrt gebildet, sodass die Abwehrkräfte gestärkt werden.8

Lachen für mehr psychisches Wohlbefinden

Und nicht nur der Körper profitiert von diesem Gefühlsausbruch, sondern auch die Seele: Während des Lachens werden nämlich vermehrt Endorphine ausgeschüttet, was zum einen für eine bessere Stimmungslage, zum anderen für eine Minderung des Schmerzempfindens sorgt. Außerdem hilft Lachen aktiv beim Stressabbau: Während Endorphine im Körper freigesetzt werden, werden gleichzeitig Adrenalin und Cortisol abgebaut, sodass ein wohltuender Entspannungszustand einsetzt.9 Aufgrund dieser hormonellen Vorgänge reduziert häufiges Lachen auch das Risiko, beispielsweise an Depressionen zu erkranken.10

Um von den gesundheitsfördernden Aspekten des Lachens zu profitieren, sollte demnach viel gelacht werden. Und entsprechende Situationen können auch ganz bewusst herbeigeführt werden: Unterschieden werden hierbei drei Formen des Anregens von Lachmomenten, nämlich zum Ersten eine emotionale Form, welche durch das intensive Denken an erlebte Momente, die positiv in Erinnerung geblieben sind, initiiert wird, zum Zweiten die kognitive Anregung, bei welcher wegen eines Witzes oder aufgrund einer komischen Situation gelacht wird, um zum Dritten die motorische Anregung, beispielsweise durch das Kitzeln.11

Aber welche Funktion hat das Lachen und was wird damit ausgedrückt?

Je mehr wir lachen, desto eher steigert sich gemäß den Ausführungen unser körperliches und psychisches Wohlbefinden. Und auch wenn uns je nach Art unseres Humors in gewissen Situationen zum Lachen zumute ist, hat diese körperliche Reaktion einen primären Zweck: Wir lachen, um zu kommunizieren.12 „Etwa 80 Prozent unseres Lachens beruhen nicht auf Humor“13, wie der Humanbiologe Carsten Niemitz von der Freien Universität Berlin erklärt. „Wir lachen nicht, weil etwas lustig ist, sondern vor allem, um soziale Bindungen aufzubauen, weil wir dabei schöne Dinge teilen und mitteilen wollen“14, so Niemitz.

Mit der Gefühlsregung wird unterbewusst angezeigt, dass sich Menschen innerhalb einer Gruppe sympathisch sind und zwischen ihnen Gemeinsamkeiten bestehen. Gefühle müssen dabei nicht offen ausgesprochen werden, da das Lachen diese Funktion übernimmt. Wenn demnach innerhalb eines sozialen Gefüges Lachreaktionen ausbleiben, könnte dies auch Indikator für mögliche Antipathien sein.15

Das Lachen stellt also ein Grundelement unserer Kommunikation dar und fördert unser Leben in der Gemeinschaft, aber auch nur dann, wenn wir ihr nicht mit aggressivem Humor begegnen. Und ganz nebenbei besitzt Lachen auch noch die Eigenschaft, unser allgemeines Wohlbefinden aufrechtzuerhalten bzw. zu steigern. Somit ist es ratsam, laufend und ganz bewusst Situationen zu generieren, die uns ein Lachen entlocken, sowohl in der sozialen Interaktion mit anderen als auch abseits davon durch verschiedenste Anregungsmöglichkeiten. Denn Lachen ist eben immer noch die beste Medizin.

 


1 Vgl. Hohmann-Jeddi, Christina: Wie gesund ist Lachen wirklich? In: pharmazeutische-zeitung.de. Veröffentlicht am 20.12.2019.
URL: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-gesund-ist-lachen-wirklich/ [Stand: 04.08.2012].

2 Vgl. Deppe, Kerstin / Nickels, Lothar: Humor und Psyche. In: planet-wissen.de. Veröffentlicht am 25.08.2020.
URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/lachen/pwiehumorundpsyche100.html [Stand: 04.08.2021].

3 Vgl. Deppe, Kerstin / Nickels, Lothar: Humor und Psyche.
URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/lachen/pwiehumorundpsyche100.html [Stand: 04.08.2021].

4 Vgl. Deppe, Kerstin / Nickels, Lothar: Humor und Psyche.
URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/lachen/pwiehumorundpsyche100.html [Stand: 04.08.2021].

5 Vgl. Deppe, Kerstin / Nickels, Lothar: Humor und Psyche.
URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/lachen/pwiehumorundpsyche100.html [Stand: 04.08.2021].

6 Vgl. Bolten, Götz: Ist Lachen gesund? In: planet-wissen.de. Veröffentlicht am 24.08.2021.
URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/lachen/pwieistlachenwirklichgesund100.html [Stand: 04.08.2021].

7 Vgl. Voges, Till: Die heilende Wirkung von Lachen in der Psychologie: Darum ist es so gesund. In: focus.de. Veröffentlicht am 30.04.2019.
URL: https://praxistipps.focus.de/die-heilende-wirkung-von-lachen-in-der-psychologie-darum-ist-es-so-gesund_110519 [Stand: 04.08.2021].

8 Vgl. Bolten, Götz: Ist Lachen gesund?
URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/lachen/pwieistlachenwirklichgesund100.html [Stand: 04.08.2021].

9 Vgl. Bolten, Götz: Ist Lachen gesund?
URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/lachen/pwieistlachenwirklichgesund100.html [Stand: 04.08.2021].

10 Vgl. Leitner, Michael: Warum Lachen so gesund ist! In: gesund.at. Veröffentlicht am 05.05.2017.
URL: https://www.gesund.at/psyche/lachen-koerper-weltlachtag/.

11 Vgl. o.A.: Wirkungen des Lachens: Warum Lachen gesund und glücklich macht. In: kleinezeitung.at. Veröffentlicht am 17.01.2018.
URL: https://www.kleinezeitung.at/advertorials/5355537/Wirkungen-des-Lachens_Warum-Lachen-gesund-und-gluecklich-macht [Stand: 04.08.2021].

12 Vgl. Zittlau, Jörg: Beim Lachen geht es um Sex, Macht und Gemeinschaft. In: welt.de. Veröffentlicht am 23.10.2010.
URL: https://www.welt.de/wissenschaft/article11803745/Beim-Lachen-geht-es-um-Sex-Macht-und-Gemeinschaft.html [Stand: 04.08.2021].

13 Zittlau, Jörg: Beim Lachen geht es um Sex, Macht und Gemeinschaft.
URL: https://www.welt.de/wissenschaft/article11803745/Beim-Lachen-geht-es-um-Sex-Macht-und-Gemeinschaft.html [Stand: 04.08.2021].

14 Zittlau, Jörg: Beim Lachen geht es um Sex, Macht und Gemeinschaft.
URL: https://www.welt.de/wissenschaft/article11803745/Beim-Lachen-geht-es-um-Sex-Macht-und-Gemeinschaft.html [Stand: 04.08.2021].

15 Vgl. Bolten, Götz: Ist Lachen gesund?
URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/lachen/pwieistlachenwirklichgesund100.html [Stand: 04.08.2021].

Bildhinweis: Adobe Stock

Veröffentlicht am: 15.09.2021